Alcarras – Die letzte Ernte
Bäume so weit das Auge reicht. Wind, der die Blätter sanft rascheln lässt. Regen, der auf das fruchtbare Land hinunterprasselt. Das rot-gelbe Leuchten der reifen Früchte im Sonnenlicht. Immer wieder verweilt der Blick auf der Schönheit einer Obstplantage im Nordosten Spaniens. Seit 80 Jahren baut die Familie Solé hier Pfirsiche an, hegt und pflegt das Land. Es ist ein hartes Geschäft, Existenzgrundlage von drei Generationen. Der Vater von Opa Roger hatte einst im Bürgerkrieg die Großgrundbesitzer versteckt und ihnen so das Leben gerettet. Als Dank hatten sie das Land damals an die Familie Solé übergeben. Per Handschlag. Einen schriftlichen Vertrag gibt es nicht. Doch jetzt will der junge Pinyol davon nichts mehr wissen. Er will das Land zurück, um darauf eine einträgliche Photovoltaik-Anlage zu errichten. Also wird es in diesem Sommer die letzte Ernte sein, zu der sich die Familie versammelt.
Auf einzigartige Weise erzählt „Alcarras“ von dieser letzten Ernte. So handfest, zärtlich und sinnlich, dass wir uns bald selbst als Mitglied der Familie wähnen. Großvater Rogelio gibt die Hoffnung nicht auf, den jungen Pinyol zum Einlenken zu bewegen. Vater Quimet stürzt sich in die Arbeit. Seine Frau versucht Haus und Familie zusammenzuhalten. Sohn Rogelio soll eigentlich für die Schule lernen, züchtet aber lieber heimlich im Maisfeld Marihuana. Seine Schwester pubertiert und tanzt lieber TikTok-Videos nach, als Obst zu pflücken. Jede und jeder bekommt seine eigene Stimme und Geschichte. Die Unbeschwertheit des Familienfests, die Anstrengung langer Arbeitstage vom Morgen bis in die Nacht, die Fröhlichkeit gemeinsamer Ernte, der trotzige Kampf um faire Preise, das tiefe Wissen über Pflanzen und Boden, die Ungewissheit über das, was kommen mag – „Alcarràs“ ist ein grandios choreografierter Film voller Farben, Kontraste und Facetten, voller Leben und Liebe. Je näher das Ende dieses Sommers rückt, desto mehr nehmen die Spannungen in der Familie zu. Fast übersehen die Solés, dass sie einen Trumpf besitzen, den ihnen niemand wegnehmen kann.
„Alcarras“ gewann den Hauptpreis bei der diesjährigen Berlinale. Ein Bären-Gewinner, der zu Tränen rührt, ohne rührselig zu sein, der einen packt und nicht mehr loslässt
Scala-Kino Neckarsulm
Eintritt: 6,50 Euro
Vorverkauf/Reservierung:
im Scala-Kino, Benefizgasse 5, Telefon 07132 2410
online unter www.kinostar.com